Textauszug aus dem Roman: Menschen im Aufbruch

[...] Hannespeter wusste, dass [die Auswanderung] in ihrem Fall, einer Familie mit fünf Kindern, einen sehr hohen Geldbetrag erfordern würde. Allein für die Schiffspassage und für weitere zusätzliche Nebenkosten bei der Überfahrt, natürlich im Zwischendeck, musste man schon pro Kopf mit einem Betrag von 60 bis 70 Talern rechnen [Hannespeter war von Beruf Schweinehirt und verdiente pro Jahr insgesamt etwa 50 Taler]. So einen Betrag konnte Hannespeter alleine unmöglich aufbringen, selbst dann nicht, wenn er seinen ganzen Hausstand verkaufte, womit er eigentlich die meisten anderen Kosten abdecken wollte. Aber auch, wenn er sein ganzes Hab und Gut verkaufte, würde der Erlös immer noch nicht ausreichen, um die Unkosten abzudecken. [...] Einen kleinen Hoffnungsschimmer und Lichtblick gab es aber dennoch: Wenn Regina [Frau von Hannespeter] es übers Herz bringen würde, könnte sie vielleicht ihr schon lange fälliges Erbteil bei ihren Eltern und Geschwistern einfordern und dieses in die Sache mit einbringen. [...] Gleich am nächsten Sonntag, nach dem Kirchgang, klopften sie bei Reginas Eltern an und weihten sie in ihre Pläne ein. [...] Doch Reginas Vater winkte gleich ab. [...] Einen Betrag in dieser Höhe könne er nie und nimmer für sie aufbringen, selbst dann nicht, wenn er sich dafür übermäßig hoch verschuldete. Nach einigem Überlegen meinte er dann aber, gutmütig und hilfsbereit, wie er immer war, dass es vielleicht doch eine Lösung geben könnte, um ihnen zu helfen, dann nämlich wenn man auf etwas Außergewöhnliches zurückgreifen und für diesen Zweck ein Stück Ackerland veräußern würde. Man könnte eventuell den großen Acker vor dem Wald zum Versteigern anbieten. [...] So versprach der Vater, die Feldversteigerung sobald wie möglich in die Wege zu leiten.   

(aus: Weber, Hans (Uhlendorf): Menschen im Aufbruch, 1. A., Simmern 1998, S. 52 ff)